Hemmnisse für den Solarenergie-Ausbau im städtischen Bereich

Im Anschluss an die Stadtratsentscheidung zum Klimaschutz in Dresden gestern möchten wir heute gleich mit Anregungen und Analysen nachlegen. Die HTW Berlin veröffentlichte nun im Rahmen des Forschungsprojektes PV2City eine Studie zu Hemmnissen für den Photovoltaik (PV)-Ausbau. Auf Bundes- und Landesebene bedrohen vor allem der 52GW-Solardeckel, die schnelle EEG-Vergütungsabsenkung und niedrige Ausbauziele die Energiewende und den Klimaschutz. Auf regionaler Ebene lassen sich vor allem durch Anpassungen bei der steuerlichen Behandlung von PV-Anlagen und im Denkmalschutz effektiv und schnell Erfolge im PV-Ausbau erzielen.

Endlich auch in Dresden: Klimaschutzmaßnahmen als Aufgabe von höchster Priorität

Was lange währt, scheint endlich gut. Nach mittlerweile einem halben Jahr seit dem ersten Antrag auf Ausrufung des Klimanotstandes im Stadtrat Dresden wurde heute ein neuer, interfraktioneller Antrag mit den Stimmen von Stadträten der SPD, CDU, Grüne, Linke, Piraten und Die PARTEI verabschiedet. Darin erklärt die Landeshauptstadt Dresden “angesichts des weltweit rasch voranschreitenden Klimawandels und der schwerwiegenden Folgen der Erderwärmung auch für Gesundheit und Wohlstand der Menschen in Dresden den Klimaschutz zur städtischen Aufgabe von höchster Priorität für die Daseinsvorsorge durch die Stadt und die städtischen Beteiligungsgesellschaften.”

Auswirkungen auf das Klima sollen ab sofort bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden und Lösungen  bevorzugt werden, die sich positiv auf den Klima-, Umwelt- und Artenschutz auswirken. Besonders hervorzuheben ist, dass der Stadtrat anerkannt hat, dass die seit 2013 im integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept der Stadt festgeschriebenen Maßnahmen bisher ungenügend umgesetzt wurden und bei weitem nicht ausreichen, “um den Dresdner Beitrag zu den CO2-Emissionen auf ein klimaverträgliches Maß zu reduzieren, das im Einklang mit dem auch von der Bundesrepublik Deutschland beschlossenen 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimarahmenabkommens von 2015 steht.”

Besonders begrüßen wir, dass der Stadtrat den Dresdner Oberbürgermeister beauftragt, “das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept der Landeshauptstadt Dresden grundlegend zu überarbeiten und mit einem Maßnahmenkatalog zu versehen, der aufzeigt, wie die Stadt im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten deutlich vor 2050 Klimaneutralität erreichen kann.” Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen unmissverständlich, dass die globalen Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen bis 2040 netto auf null reduziert werden müssen, um das Klima, die Natur und damit unsere Lebensgrundlagen zu  erhalten. Alle Entscheidungsträger müssen jetzt handeln, wollen wir dieses Ziel rechtzeitig erreichen.

Wir begrüßen diese Entscheidung und werden den Prozess bis zur finalen Fassung des neuen, fortgeschriebenen Klimaschutzkonzeptes begleiten, kritisch bewerten und unsere Hilfe wo möglich und nötig anbieten. Ziel ist es, dass künftige Maßnahmen, Handlungen und Entscheidungen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen fußen, damit Dresden 2040 eine CO2-Netto-Null erreicht.

Dr. Dominic Eberle schloss seine Rede heute im Stadtrat mit den Worten: “Wir Scientists for Future Dresden freuen uns, dass es mit dem interfraktionellen Antrag gelungen ist Dresden auf den richtigen Pfad zu bringen. Besonders wichtig für uns ist, dass dieser Antrag, auf aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen gründend, die Dringlichkeit der Situation anerkennt und zukünftige, dringend nötige Fortschritte ermöglicht.”

Offener Brief zur Selbstverpflichtung „Unter 1000 mach’ ich’s nicht“

Sehr geehrte Dresdner Wissenschaftler’innen, Labor- und Institutsleiter’innen, Spektabilitäten, Magnifizenzen,

anlässlich des Weltklimastreiks am 29.11.2019 haben Wissenschaftler’innen von Scientists For Future aus Berlin-Brandenburg eine Kampagne zum Verzicht auf Dienstreisen mit dem Flugzeug über kurze Strecken gestartet. „Unter 1.000 mach’ ich’s nicht“ heißt die Aktion, durch die die Anzahl dienstlicher Kurzstreckenflüge drastisch reduziert werden soll.

Im September 2019 hatten die TU Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universität Potsdam gemeinsam mit weiteren fünf Einrichtungen in der Region Berlin-Brandenburg bereits über 1.850 Selbstverpflichtungen zur Vermeidung von Kurzstreckenflügen gesammelt 
(https://climatewednesday.org/selbstverpflichtung/). Aufgrund der guten Resonanz und der Nachfrage vieler Wissenschaftler’innen im Bundesgebiet, in Österreich und der Schweiz wird die Kampagne nun ausgeweitet.

Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer von der TU Berlin erklärt dazu: „Auch wissenschaftliche Einrichtungen sind Organisationen, an denen sich sehr viel in Richtung Klimaschutz bewegen muss“, und Professor Gisbert Fanselow von der Universität Potsdam ergänzt: „Wissenschaftliche Einrichtungen stehen in der Pflicht, in Sachen Klimaneutralität voranzugehen“

Dass die Sensibilität für das Thema wächst, zeigt sich auch daran, dass andere Universitäten, so auch die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, bereits weitergehen und dienstliche Kurzstreckenflüge nur noch mit Ausnahmegenehmigung zulassen.

Wir „Scientists for Future“ sind als Reaktion von Wissenschaftler’innen auf die Proteste der jungen Generation entstanden. Scientists for Future ist überparteilich und überinstitutionell und sieht seine Aufgabe nicht nur darin, die Jugendlichen mit Wissen und Argumenten zu unterstützen. Ebenso wichtig ist, der Gesellschaft aufzuzeigen, dass ein „weiter wie bisher“ nicht mehr möglich ist. Unsere Kampagne möchte aufzeigen, dass sich jede und jeder daran bereits heute beteiligen kann.

Wir möchten Sie mit unserem offenen Brief dazu ermutigen, sich unserer Aktion als Wissenschaftler’in, Labor, Fakultät, Institut oder Hochschule anzuschließen und für Ihre bzw. die Dienstreisen Ihrer Mitarbeiter die freiwillige Selbstverpflichtung umzusetzen.

Wir wissen, dass dies mit Gewohnheiten und Annehmlichkeiten bricht, aber wenn niemand mit positivem Beispiel vorangeht, wird sich schwerlich etwas ändern. Diese Reiseform hat sich kulturell etabliert, und viele Forschungsaktivitäten sind auf diese Art des Reisens ausgelegt. Wir bieten daher an, Ihnen bei der Umsetzung eines Kurzstreckenflugmoratoriums zu helfen. Wir laden dazu zu einem Erfahrungsaustausch verschiedener Institutionen ein und bitten um Rückmeldung eines interessierten Ansprechpartners aus Ihrer Institution.

Mit freundlichen Grüßen
Scientists For Future Dresden

Weitere Informationen:
Sie können vom 29.11.2019 bis 29.02.2020 die Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge hier eingehen: https://unter1000.scientists4future.org/
Die Aktion ist Teil einer größeren Kampagne „Unter 1000 mach’ ich’s nicht“, die sich auch an Privatpersonen und Unternehmen richtet: https://www.unter1000.de/.

Klimanotstand: Aufruf an den Stadtrat

Wir unterstützen den Aufruf des BUND und anderer Dresdner Initiativen und Umweltverbände. Sollte der Stadtrat so töricht sein, am 30.01.2020 erneut nicht für die Realität des Klimanotstands zu stimmen, kann hernach niemand behaupten, dass wir alle nicht eindringlich vor dieser fatalen Peinlichkeit gewarnt hätten.